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Die 27. Stadt Jonathan Franzen - Die 27. Stadt
Der Roman spielt in den 80er-Jahren. Soeben hat die neue Polizeichefin S. Jammu ihren Job übernommen. Die Highsociety von St. Louis ist skeptisch. Eine Frau? Noch dazu aus Indien? Keiner ahnt, dass S. Jammu exzellent auf ihren Job vorbereitet ist und mit großen Zielen antritt. Sie ist nach Amerika gekommen, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten richtig Geld zu verdienen. Ihre dienstbaren Geister hat sie an den strategisch wichtigen Stellen platziert. Ihre Freundin aus Bombay ist mit dem bedeutenden Brauerei-Besitzer verheiratet. Der ergebene Singh montiert mit Leichtigkeit Abhör - Wanzen in den richtigen Wohnungen und Devi ist eine ideale heimliche Geliebte für den Industriellen Ripley.
Kein Mensch in St. Louis vermutet, dass Jammu hinter den Terror - Anschlägen steckt, die schon bald nach ihrem Amtsantritt um sich greifen. In einer Atmosphäre der Angst ist nur die Vorzeige - Familie Probst resistent. Doch schon bald bröckelt auch hier die Fassade. Die Tochter zieht zu ihrem Freund, Barbara, die Ehefrau beginnt eine Affäre und Martin Probst hat nicht mehr lange die Kraft, seinen Alleingang gegen alle Widerstände in der Stadt fortzusetzen. Die Intrigen der genialen Frau aus Indien scheinen aufzugehen.
»Dass ich mir in meinem Amt Freiheiten herausnehmen kann und dass mich niemand fürchtet, hat ein und denselben Grund: Ich bin eine Frau, ich bin Ausländerin, ich bin eine Randfigur.«
Aus vielen Perspektiven betrachtet Franzen den Untergang der einst blühenden Stadt am Mississippi. Und im Kleinen, in der Sezierung der Familie Probst ist sein späterer Erfolg mit "Die Korrekturen" bereits voraus zu ahnen. Doch die Vielzahl der Personen, die er für eine ganze Stadt benötigt, erschlägt den Leser. Leider haben sie zu wenig Kontur und Schärfe erhalten.
Sprachlich ist "Die 27. Stadt" ein Feuerwerk eleganter Formulierungen sowie wunderbarer Vergleiche. Ein kleines Beispiel: "Buzz war, als würde aus ihm ein Lachen herausgezogen wie ein Splitter."
Ein Lesevergnügen, das dem Leser allerdings einiges an Arbeit abfordert.
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