Lesezitat
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Kann man zu blöd sein fürs Glück? Doris Dörrie - Was machen wir jetzt "Zu blöd für das Glück?", das ist die zentrale Frage, die dem Leser durch den Kopf geht, wenn er Fred, den Protagonisten des Romans von Doris Dörrie "Was machen wir jetzt?", bei seinen hilflosen Versuchen beobachtet, ein Stück davon zu ergattern. Geduldig und schicksalsergeben fährt Fred mit seiner Tochter Franka nach Südfrankreich in ein buddhistisches Kloster. Dort möchte Franka ihre große Liebe, einen Lama, treffen. Auch wenn Fred zunächst von der Idee seiner Tochter nicht sehr angetan war, begleitet er sie auf ihrer Reise. Was soll er auch bei seiner Frau daheim? Ihrer Ehe fehlt der Drive, seine Geliebte Marisol stellt immer mehr lästige Forderungen an ihn, und sein Job - Langeweile pur. Da kommt die Reise nach Südfrankreich zur rechten Zeit. Allerdings hat er mit dem ganzen esoterischen, buddhistischen Kram noch nie etwas anfangen können. Fred steht seinem Aufenthalt im Kloster mehr als skeptisch gegenüber. Das Gebot der Stille nervt ihn, denn "mein Gehirn plappert mir die Ohren voll." Doris Dörrie hat in ihrem ersten Roman, der zugegebenermaßen in der Mitte Längen hat, wieder ihr großes erzählerisches Talent bewiesen. In treffsicheren, immer neuen Bildern, schildert sie den Alltag und das Gefühlsleben der heute Vierzigjährigen. "Jetzt ist ein Lächeln von ihr so selten wie ein heißer Sommer in Deutschland." Spiralförmig taucht sie in das Dasein ihrer Hauptpersonen ein und haucht ihnen mit einer Unmenge genauer, kleinen Beobachtungen am Rande, Leben ein. Als die Ehe noch jung und frisch war, und Fred nachts verzweifelt einen schreienden Säugling mit seiner Frau zusammen im Auto spazieren fuhr - da stimmt in der Beschreibung bis zu den krampflindernden Sabtropfen wirklich alles. Ganz sicher ist Doris Dörrie eine Meisterin der kurzen Form, doch was noch wichtiger ist: Sie schreibt so unangestrengt wie keiner sonst - zumindest im deutschsprachigen Raum.
19.90 € gebundenes Buch 2001, Zürich, Diogenes, 303 S., 9.90 € Taschenbuch 2000, Zürich, kein & aber, ca 7x 60min, 35.50 € Audiobook 7 CDs |
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© by Manuela Haselberger rezensiert am 2.2.2000 Quelle: http://www.bookinist.de layout © Thomas Haselberger
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