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Die glühende Krone Dieter Breuers - Die glühende Krone
ieter Breuers hat mit seinem Roman "Die glühende Krone" über den Enkel Barbarossas, Friedrich II, ein äußerst schlaues Buch geschrieben, denn eigentlich ist es stellenweise ein richtiges Sachbuch mit akribisch recherchierter Historie und Details von Expertenwissen, dann wieder ein Roman, und alles in allem eine ganz erbauliche Unterhaltung, die sich sowohl an die Liebhaber historischer Romane wendet als auch in den Augen von Historikern Bestand haben dürfte.
So erfährt der Leser folgendes »
Und die Mönche vom Kloster Sponheim in Schwaben machen den Töchtern der ihnen hörigen Bauern klar, dass sie nur dann die Erlaubnis zur Eheschließung erhielten, wenn sie der Abtei einen Kupferkessel stifteten, der - wörtlich - so groß sei "wie ihr Hinterteil"! Ersparen wir uns die Frage, wie das im Zweifelsfall festgestellt worden ist. «
Derartige kleine Schmuckstücke nutzt Breuers, um in einem kurzen Exkurs dem heutigen Leser die Lebenslage eines Leibeigenen im 13. Jahrhundert näher zu bringen. Ganz nebenbei erfährt man beispielsweise über die Bildung der Priester des Mittelalters, »dass man zufrieden war, wenn der Kandidat das Paternoster (auf Latein, versteht sich) und das Credo aufsagen konnte, und noch schöner war es, wenn er auch verstand, was er da betete.«
Doch Breuers Hauptthema ist die Dynastie der Staufer, die um 1050 auf der politischen Bühne Europas erscheinen und schon nach zwei Jahrhunderten das Zepter wieder abgeben mussten.
Glücklicherweise langweilt Breuer niemanden mit der monotonen Abarbeitung aller Persönlichkeiten, Verträge und Schlachten, wie dies in einer öden Geschichtsunterrichtsstunde oder einem publikumsgeschönten historischen Roman zum Thema »Die Zeit der Staufer« durchaus passieren kann, sondern er erwählt sich das Schicksal einer Adelsfamilie, derer von Wolfach, die im Dunstkreis der Staufer schrittweise mit aufsteigen und zu Ansehen und relativem Wohlstand gelangen.
So erzählt er in vielen Kapiteln dialogreich die Erlebnisse der Wolfacher und endet jeweils mit einer kurzen Replik, in der er im Zeitraffer in zwei drei Linien die wichtigsten Daten der jeweiligen staufischen Zeit anreißt. Damit gelingt ihm auf nur wenigen Seiten einen derartigen Zeitraum zu überspannen und der Leser behält dabei immer den geschichtlichen Überblick.
Genau so muss ein guter, historischer Roman sein: Wohl ausgeformte Charaktere, nicht nur irgendwelche Gutmenschen und Finsterlinge, die Handlung auf Schlüsselerlebnisse der jeweiligen historischen Figur fokussiert, breite Information über das Leben der damaligen Gesellschaft, ihre Schlaf-, Trink- und Essgewohnheiten, und bei allem eine Spannung, die fast an einen Krimi denken lässt. Und doch ist es wiederum ein Sachbuch, aber keinesfalls im Stil eines staubtrockenen Historikers - man merkt Brauers seine frühere Tätigkeit an: Ein Journalist muss eine gute Story verkaufen können.
Wer nach der Lektüre seines Buches sagt, das Geschichte eigentlich langweilig ist, dem ist nicht zu helfen.
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© 2.3.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de
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