eit zehn Jahren verreisen die drei Schulfreundinnen Dodo, Nora und Claire regelmäßig miteinander. Um der alten Zeiten willen genießen sie sechs unbeschwerte Tage. Ehemänner, Kinder und der lästige Alltag sind vergessen. "Was interessiert mich die Welt, wenn ich mit meinen Freundinnen zusammen bin. Oder vielleicht andersherum: Wir sind die Welt."
Doch ganz so unbeschwert ist die Erholung nicht. Es haben sich in den Jahren der Freundschaft auch eine Menge Aggressionen angesammelt. Dodo ist allein erziehend und hat kürzlich wegen ihrer aufbrausenden Art ihren Job an den Nagel gehängt, um genau zu sein, ihr wurde gekündigt und sie hat keine Ahnung, wo die nächste Miete herkommen soll.
Vielleicht kann ihr die erfolgreiche Claire wieder einmal unter die Arme greifen. Sie ist das Abbild der toughen Karrierefrau, schlank, schön und wohlhabend. Finanzielle Probleme sind ihr völlig fremd. Doch bei Claire, die sich hauptsächlich von Tranquilizern und Schmerztabletten ernährt, täuscht der schöne Schein. Hinter der blank polierten Fassade verbirgt sich eine unglückliche junge Frau, die zwei Morde auf dem Gewissen hat, von denen nicht einmal ihre Freundinnen wissen. Nora, die Dritte im Bunde, schlägt sich mit einer verstörenden Diagnose ihres Arztes herum: Brustkrebs.
Unter diesen nicht gerade idealen Voraussetzungen geht die Reise los. Es kann nur eine Höllenfahrt werden, bei der die Beteiligten immer mehr Probleme auskippen, die sie nicht mehr bewältigen können. Aufs Tapet kommt eine Missbrauchsgeschichte, es klärt sich die anonyme Vaterschaft von Dodos Tochter und auch der ominöse Unfalltod ihrer Mutter. Die drei Frauen haben eine ganze Menge miteinander aufzuarbeiten und ganz so heiter, wie es im Rückblick heute scheint, war ihre gemeinsame Jugendzeit nicht. Ihre kleinen Unehrlichkeiten und faustdicken Unwahrheiten türmen sich mittlerweile zu haushohen Lebenslügen auf.
Die beiden Autorinnen Martina Borger und Maria Elisabeth Straub verfassen seit fünfzehn Jahren gemeinsam Drehbücher. Mit "Katzenzungen" legen sie ihren ersten gemeinsamen Roman vor, und es ist ein rundum gelungenes Debüt. Gespannt folgt der Leser den Erzählungen der drei Frauen, die jeweils ihre Stimme erheben und ihre Sicht der Dinge schildern. Meist ergeben sich wechselnde Zweier - Konstellationen, die sich gegen die Dritte verbünden.
Fest steht am Ende des Buches, dass die nächste Reise nur noch zwei Frauen antreten werden. Und auch, dass der Leser ungeduldig auf weitere Veröffentlichungen des Autorenduos Borger & Straub wartet.
© manuela haselberger