Louis de Bernières - Corellis Mandoline (Buchtipp/Rezension/lesen)
... reinlesen



<<   weitere Bücher   >>



... reinlesen

Inhalt

Dr. lannis beginnt seine Geschichte ,     11
Der Duce ,     20
Der starke Mann ,     30
L'Omosessuale I ,     37
Der Mann, der "Nein" sagte ,     41
L'Omosessuale II ,     48
Radikale Heilmittel ,     55
Eine komische Katze ,     64
15. August 1940 ,     72
L'Omosessuale III ,     80
Pelagia und Mandras ,     87
Alle Wunder des Heiligen ,     96
Delirium ,     110
Grazzi ,     121
L'Omosessuale IV ,     128
Pelagias Briefe an die Front ,     138
L'Omosessuale V ,     146
Weitere lit. Bemüh. von Dr. lannis ,     154
L'Omosessuale VI ,     161
Der wilde Mann aus dem Eis ,     166
Pelagias erster Patient ,     171
Mandras hinter dem Schleier ,     181
30. April 1941 ,     188
Eine unfreundliche Kapitulation ,     203
....
Wiedergutmachung ,     521


Inhaltsangabe aus Louis de Bernières - Corellis Mandoline


Bookinists Buchtipp zu

Louis de Bernières

Traum aus Stein und Feder

© 2005

Türken und Griechen leben friedlich nebeneinander und auch zwischen Christen und Moslems gibt es keinen Streit. Da erhält beispielsweise Kristoforos der Priester auch von den Muslimen Gaben, "denn es gab viele, die gern bei Gott auf Nummer sicher gingen und auf beide Kamele gleichzeitig setzten."
Louis de Bernières, der mit seinem Roman "Corellis Mandoline" bekannt wurde, schildert farbenprächtig Iskander, den Töpfer, der weit und breit die besten Vogelpfeifen aus Ton herstellt und ....



Corellis Mandoline
Louis de Bernières - Corellis Mandoline

ie junge, schöne Pellagia verlebt ihre Kindheit und Jugend auf der griechischen Insel Kephallonia. Sie ist die Tochter des ansässigen Arztes Dr. Iannis, der sich am liebsten als Schriftsteller betätigen würde, statt in eitrigen Geschwüren herum zu schneiden oder vergammelte Erbsen aus den Ohren alter Männer zu entfernen.

Seine Tochter hat der Mediziner zu einer selbstbewussten Frau erzogen, die in ihrer Liebe zwischen dem einfachen Fischer Mandras, der mit seiner Adonisfigur ihr Herz im Sturm erobert und dem musikalischen, italienischen Hauptmann Corelli, schwankt. "Er ließ sein Gewehr verrosten, verlor es sogar ein- oder zweimal, gewann aber Schlachten mit nichts als seiner Mandoline als Waffe." Eigentlich müsste sich Corelli um wichtigere Dinge als die Kunst kümmern, in seiner Aufgabe als italienischer Besatzungsoffizier in Griechenland. Doch was ist der Krieg gegen die Liebe?

Louis de Bernières entwirft in seinem mit dem "Commonwealth Writers Prize" ausgezeichneten Roman "Corellis Mandoline", der nun auch als Film in den Kinos zu sehen ist, ein vielstimmiges Panorama. Die unterschiedlichen Bewohner der Insel, wie Dr. Iannis, oder ein italienischer Soldat, ergreifen das Wort, selbst der Duce erhebt die Stimme. Sie alle erzählen die Ereignisse mit ihren Stimmen und treiben die Handlung in ganz unterschiedlichem Tempo voran; so dass die Zeit von 1940 bis Anfang der fünfziger Jahre aus einem großem Erzählteppich vor den Augen des Lesers zusammen gewoben wird. Trotz der manchmal auftretenden Längen ein empfehlenswerter dicker Schmöker, der zum Versinken einlädt.
© manuela haselberger




Louis de Bernières - Corellis Mandoline
© 1994, Originaltitel "Capitain Corelli´s Mandolin
übersetzt von Klaus Pemsel
© 1996, Hamburg, Hoffmann & Campe Verlag, 544 S., ca (geb.)
© 1998, Frankfurt, Fischer Verlag, 539 S., 9.90 € (TB)
© 1996, Hamburg, Hoffmann & Campe Verlag, 544 S., 11,95 € (TB)



Ausgabe Fischer - TB


Ausgabe Hoffmann & Campe - TB


Fortsetzung des Lesezitats ...

Dr. lannis beginnt seine Geschichte

Dr. lannis blickte zufrieden auf einen Tag zurück, an dem keiner seiner Patienten gestorben oder kränker geworden war. Er hatte bei der überraschend leichten Geburt eines Kalbes geholfen, einen Abszeß aufgestochen, einen Backenzahn gezogen, eine Dame von lockerem Lebenswandel mit Salvarsan versorgt, ein unerfreuliches, aber sensationell ergiebiges Klistier verabreicht und durch einen medizinischen Taschenspielertrick ein Wunder vollbracht.

Er lachte in sich hinein, denn zweifellos wurde dieses Wunder bereits als eines St. Gerasimos würdig hingestellt. Er war ins Haus des alten Stamatis gegangen, zu dem er gerufen worden war, um Ohrenschmerzen zu behandeln, und hatte in einen Gehörgang geblickt, der feuchter, flechtenbehangener und stalagmitischer war als selbst die Drogarati-Grotte. Zunächst hatte er die Flechten mit Hilfe eines alkoholgetränkten und um ein langes Streichholz gewickelten Wattebäuschchens entfernt. Ihm war bekannt, daß der alte Stamatis seit seiner Kindheit auf diesem Ohr taub war und ständig unter Schmerzen litt. Es überraschte ihn aber doch, als die Streichholzspitze tief in der haarigen Höhlung offenbar auf etwas Hartes sind Unnachgiebiges stieß, etwas, für dessen Vorhandensein es sozusagen keine physiologische oder anatomische Begründung gab. Er führte den alten Mann ans Fenster, riß die Läden auf, und blitzartig breiteten sich Mittagshitze und blendende Helligkeit im Zimmer aus, als hätte ein übereifriger und ungemein strahlender Engel irrigerweise diesen Ort für eine Epiphanie gewählt. Die Frau des alten Stamatis murrte; eine gute Hausfrau konnte es sich schlichtweg nicht leisten, zu dieser Stunde so viel Licht ins Haus zu lassen. sicher, daß es den Staub aufwirbelte; sie sah schon deutlich überall Flusen aufsteigen.

Dr. Jannis drehte den Kopf des alten Mannes und spähte ins Ohr. Mit dem langen Streichholz drückte er das Gestrüpp von starrem grauem Haar beiseite, das mit Flocken abblätternden Schorfs belaubt war. Darin war etwas Kugeliges. Er schabte die harte, braune Ohrenschmalzkruste ab und erblickte eine Erbse. Ganz ohne Zweifel: Es war eine Erbse; sie war hellgrün, und ihre Oberfläche war schon etwas runzlig, aber an dem Tatbestand an sich war nicht zu rütteln. "Hast du dir jemals etwas in die Ohren gestopft?" wollte er wissen.

"Bloß meinen Finger", erwiderte Stamatis.
"Und wie lange bist du schon taub auf diesem Ohr?"
"Schon seit ich mich erinnern kann."

Dr. Jannis sah in seiner Phantasie plötzlich ein absurdes Bild Gestalt annehmen. Es zeigte Stamatis als Kleinkind - doch mit demselben knorrigen Gesicht, derselben gebückten Haltung, dem- selben dichten Haargestrüpp im Ohr -, das zum Küchentisch hochlangte und eine trockene Erbse aus einer Holzschüssel nahm. Er steckte sie sich in den Mund, fand sie zum Beißen zu hart und stopfte sie sich ins Ohr. Der Arzt kicherte. "Du mußt als kleiner Junge ein ziemlicher Quälgeist gewesen sein."

"Er war ein Teufel."
"Halt deinen Mund, Frau, du hast mich damals ja noch gar nicht gekannt."
"Ich hab's von deiner Mutter, Gott sei ihrer Seele gnädig", erwiderte die alte Frau, die schmollend den Mund verzog und die Arme verschränkte. "Und ich hab's von deinen Schwestern."
Dr. Jannis erwog das Problem, Er hatte es zweifellos mit einer widerspenstigen und störrischen Erbse zu tun, die zu fest im Ohr steckte, um sie einfach herauszustochern. "Hast du einen Angel- haken, etwa die Größe für eine Barbe, mit einem, langen Ende? Und hast du ein Hämmerchen?"
Die Eheleute sahen sich an und hatten nur den einen Gedanken, daß ihr Doktor den Verstand verloren haben müsse, "Was hat das mit meinen Ohrenschmerzen zu tun?" fragte Stamatis arg- wöhnisch.
"Du hast eine exorbitante auditive Störung", versetzte der
Arzt, sich stets der Notwendigkeit einer gewissen medizinischen Geheimniskrämerei bewußt, denn er war sich vollständig im klaren darüber, daß er mit "eine Erbse im Ohr" wohl kaum Ehre eingelegt hätte. "Ich kann sie mit einem Angelhäkchen und einem Hämmerchen beseitigen; das ist die ideale Art, un embarras de petit pois zu beseitigen." Er sprach die französischen Wörter mit geziertem Pariser Akzent aus, wenngleich nur ihm die Ironie klar war.

Das benötigte Werkzeug wurde prompt geholt. Der Arzt klopfte den Haken auf den Fliesen des Steinbodens sorgfältig gerade. Dann ordnete er an, der alte Mann solle seinen Kopf auf den lichtbeschienenen Sims legen. Stamatis gehorchte, verdrehte die Augen, und die alte Frau schlug die Hände vors Gesicht und spähte durch die Finger. "Beeile dich, Doktor", rief Stamatis, "dieser Sims ist höllisch heiß."

Der Arzt führte den geradegebogenen Haken sorgfältig in die struppige Öffnung ein und hob das Hämmerchen, doch da wurde er durch ein heiseres Krächzen abgelenkt, das ihn stark an einen Raben erinnerte. Verstört und entsetzt rang die Alte die Hände und lamentierte: "Oh, oh, oh, du wirst ihm einen Angelhaken ins Gehirn treiben. Christus, erbarme dich unser, alle Heiligen und Maria mögen uns beschützen."

Dieser Ausruf ließ den Arzt innehalten. Er dachte an die Mög- lichkeit, daß der Widerhaken, falls die Erbse sehr hart war, nicht eindringen, sondern die Erbse tiefer in den Gehörgang treiben würde. Das Trommelfell könnte sogar durchbohrt werden. Er richtete sich auf und zwirbelte mit dem Zeigefinger nachdenklich seinen weißen Schnurrbart. "Plan geändert", verkündete er. "Ich habe nochmals nachgedacht und entschieden, es wäre besser, sein Ohr mit Wasser zu füllen und die impedimentale Okklusion aufzuweichen. Kyria, sorge dafür, daß dieses Ohr mit warmem Wasser gefüllt bleibt, bis ich heute abend wiederkomme. Der Patient darf sich nicht rühren, er soll mit dem gefüllten Ohr auf der Seite liegenbleiben. Verstanden?"

Dr. Jannis kam um sechs Uhr wieder und spießte die aufge- weichte Erbse ohne Zuhilfenahme eines Hämmerchens erfolg- reich auf. Er holte sie behutsam heraus und hielt sie dem Ehepaar zum Anschauen hin. Da sie mit dickem, dunklem Ohrenschmalz verkrustet war und faulig roch, war sie für keinen der beiden als Hülsenfrucht erkennbar. "Das ist sehr leguminös, nicht wahr?" fragte der Arzt

Die alte Frau nickte so beflissen, als hätte sie verstanden, was freilich nicht der Fall war, denn ihre Augen leuchteten vor Verwunderung auf. Stamatis schlug sich seitlich an den Kopf und rief aus: "Da drin ist´s kalt. Mein Gott, ist das laut. Ich meine, alles ist laut, sogar meine eigene Stimme."
"Deine Taubheit ist geheilt", verkündete Dr. Iannis. "Eine sehr gelungene Operation, meine ich." S.11-14 S.11

Lesezitate nach Louis de Bernières - Corellis Mandoline










 WERBUNG
 amazon shop


Titel von
Louis de Bernières
 Taschenbuch



Der zufällige Krieg des Don Emmanuel.

© 2000



das Kind des Kardinals

© 1999



Senor Vivo und die Kokobriefe

© 1998

 Hardcover



Der rote Hund

© 2002



Etiketten

Eine Erzählung
© 1999


© 4.1.2001 by
Manuela Haselberger
Quelle: http://www.bookinist.de