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Eine kleine Drehung an der Schraube der Zeit Margaret Atwood - Oryx und Crake
it ihrem großartigen Roman "
Der Report der Magd" begab sich die preisgekrönte kanadische Autorin Margaret Atwood zum ersten Mal in den Bereich des Science - Fiction - Romans. Nun startet sie mit "Oryx und Crake" erneut zu einem Ausflug in eine Zukunft, die gar nicht so weit von uns entfernt liegt und doch sind die Lebensumstände völlig verändert.
Aus seiner Kindheit kennt Jim die brennenden Berge mit Tierkadavern. Zusammen mit seinen Eltern hat er dem Feuer gebannt zugeschaut. Heute wird Jim von den wenigen Überlebenden einer alles zerstörenden Umweltkatastrophe nur noch "Schneemensch" genannt. Sein alter Name, seine Vergangenheit, nichts existiert mehr. In langen Passagen erinnert er sich, wie es zur jetzigen Situation gekommen ist.
Schon frühzeitig verlässt seine Mutter, die eine Welt, in der Kinder je nach Bedarf in illegalen Babygärten gezüchtet werden können, nicht mehr erträgt, ihre Familie. Jims Vater ist als angesehener Forscher damit beschäftigt, in Hochsicherheits-Laboratorien dem Problem des Alterns ein Schnippchen zu schlagen. Bei der Entwicklung von "Organ-Schweinen", die in unbegrenzter Anzahl von Menschen benötigte Organe spenden können, spielt er eine entscheidende Rolle.
Jim wächst mit seinem Freund Crake, mit dem zusammen er die Schulbank drückt, in einer geschützten Atmosphäre auf. Nach dem Uni - Abschluss beginnt Crake in einem angesehenen Labor als Forscher zu arbeiten. Seine Arbeitsgruppe hat ein überaus ehrgeiziges Ziel: die Unsterblichkeit.
"Die Leute kommen aus der ganzen Welt hierher - sie kaufen sich überall ihre Sachen zusammen. Geschlecht, sexuelle Ausrichtung, Größe, Hautfarbe und Augen - lässt sich alles bestellen, lässt sich alles machen und wieder ändern."
Gebannt verfolgt der Leser, wie Margaret Atwood ihr Schreckens-Szenario entwickelt. Warum scheitert Crake mit seiner Arbeit? Und warum findet seine Freundin Oryx den Tod? Wird es Jim gelingen, für die wenigen Überlebenden die richtigen Mythen zu erschaffen, sodass sie in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst zu organisieren.
Leider ist Margaret Atwoods "schöne neue Welt" gar nicht so weit von uns entfernt. Die Möglichkeiten der Gentechnik scheinen grenzenlos, gleichzeitig breiten sich Seuchen wie AIDS oder SARS aus, die augenblicklich nicht in den Griff zu bekommen sind.
"Oryx und Crake" ist ein Roman, der durch seine starken sprachlichen Bilder eine ganz besondere Magie entwickelt, und gleichzeitig jagt er dem Leser ein ums andere Mal schaudernd die Gänsehaut über den Rücken. Mein Urteil: Unbedingt lesen - ein Roman der Extraklasse!
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© 4.5.2003 by Manuela Haselberger www.bookinist.de |